Samstag, 23. November 2013

Narben sind zum heilen da…!

„Bofrost ist für alle da – Narben sind zum heilen da“. Okay, zugegeben gibt es bessere Einleitungen in eine Wochenkolumne als die eben rezitierte. Aber da ich heute irgendwie flapsig bin, muss man das nun ertragen oder gleich wegklicken, so what. Letzteres wäre schade, da dem weiteren Verlauf eine Bemühung von reinster Sachlichkeit geschuldet wird. -...kann ich geschwollen schreiben!...- Wer nun denkt ich würde den Ansatz suchen wollen, um für die Wiederherstellungschirurgie eine Lanze zu brechen, dem sei gesagt: Bin ich Humboldt? 


 Sichtbare Narben können an einen Unfall erinnern und sich damit in das Gedächtnis einprägen. Sie zieren deinen Körper ein Leben lang: Eine dauerhafte Mahnung. Viele erschrecken vor dem Anblick einer Narbe, dabei bedeutet sie einfach nur Leben. Leben und zugleich eine oder mehrere Erfahrungen. Erfahrungen die ihre Spuren hinterlassen haben und der Umwelt kommunizieren, dass etwas passiert ist was sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Das verstecken von Narben ist salonfähig geworden, man möchte sie nicht sehen in einer Gesellschaft die es mittlerweile gewohnt ist körperliche Verfehlungen zu korrigieren. Doch in einer glatt-gebügelten Gesellschaft werden natürlich auch keine Fehler gemacht, so können auch keine Narben entstehen. Soweit so gut! Sichtbare Blessuren sind somit gewissermaßen, ja eigentlich doch, schon, streng genommen, ach klar mit ziemlicher Sicherheit, irgendwie absolut, völlig grenzenlos...ja was eigentlich? Selbstverständlich mag kaum einer äußerliche Narben, offensichtlich gekennzeichnet zu sein bedarf ein starkes Selbstbewusstsein. Selbst-bewusst-seiner Vergangenheit und der, mit der Narbe verbundenen Entscheidung. Eine Markierung die oft kritisch oder mit tiefem Mitleid von der Umwelt betrachtet wird. Wer braucht das schon! Nun für was gibt es die glorreichen inneren Narben, gut verborgen in den Tiefen deiner Erscheinung, gehütet wie ein Schatz. Die menschliche Hülle eine Blende, Schutzfilm oder besser noch das Pflaster deiner Verletzung. Wie viel Schmerz kann hinter einem Lächeln stecken, eingebettet in den schweren Vorhang des Schweigens? Soll ich mal reingucken...? Alles voll, ach herrje da ist alles übersät von Narben. Da bist du von außen so gefestigt und mimst den starken Typus und dabei ist alles zerstört. Kaputt und erledigt betrachtest du die Welt durch deine zerbrochene, von Blut verschmierte Brille. Diese Wunden kann niemand mehr heilen? Sie sind eingebrannt in die Seele! Für immer und ewig wirst du bei ähnlichen aufkommenden Situationen schlagartig daran erinnert. Sie klaffen auf, der Eiter deiner Geschichte fließt in strömen. Ich will das alles nicht mehr, es muss aufhören. Mach die Augen zu, tu etwas, es ist meine Schuld. Ich bohre tief den Daumen in die offene Stelle, bis der Schmerz unerträglich wird. Schmerz kennt keine Grenzen, das Ende bestimmst du. Und noch mal, und noch mal, und noch mal, und noch mal, und noch mal. Du willst es doch auch, weh tun soll es, schmerzen muss es. Nur noch dann spürst du dich und dein verkommenes Gedankengut. Die Narben haben deine Existenz aufgefressen, sie werden siegen über dich und deinen Verstand. Was hast du verstanden? Du hast gar nichts verstanden! Es werden immer mehr, mehr und immer mehr. Dein Grinsen wird breiter, es tut nur noch weh. Wann kommt die Rettung? Wo ist der Balsam der deine Seele liebkost?


Die alten Narben werden bleiben. Doch vor der Narbe kommt immer erst die Wunde, diese kannst du heilen, nicht verstecken.

 

 That´s all!

Euer Luckenbill



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