Dienstag, 20. Mai 2014

Wenn der Schirm mal atmen muss...!

Ein Tag wie jeder andere. Heute regnet es. Es regnet eigentlich oft, zumindest in meiner Welt. Schutz bietet mir mein Schirm, ein wenig alt, ein Hauch von stark gebraucht, blau lackierter Griff aber immer noch dicht.
Wie selbstverständliche spanne ich meinen treuen Schirm auf und laufe den vom Regen dampfende Weg entlang, ein Windstoß macht es mir mühsam, ich muss den Schirm krampfhaft festhalten. Der Widerstand ist kraftvoll. Er und ich, wir schaffen das schon, irgendwie. Was wäre ich nur ohne meinen Schirm. Die Massen von kaltem Nass werden langsam weniger. Plötzlich hört es ganz auf zu regnen. Vögel zwitschern wieder und die Sonne blinzelt durch die tropfenden Blätter der Bäume. In den Pfützen spiegelt sich die Welt von oben. Gelangweilte Kinder mit quietsch-bunten Gummistiefeln springen auf die Straße und erfreuen sich am Regenbogen, der wie aus dem Nichts seine volle Pracht entfaltet. Nach Regen kommt Sonne, nach Sonne kommt die Nacht. 

 
Doch nicht immer ist Regen gleich verbunden mit plätschernden Wasserergüssen, manchmal kann Regen auch einfach nur leise und wie Parfum aus dem Flakon sein. Der erste Griff ist dennoch nach einem Schirm. Schutz! Wir suchen Schutz. Wir brauchen Schutz. Und in einem Moment des Regens können wir ohne Hemmungen diese Anforderung ans Leben stellen, beschützt zu werden. Schon ein simples Modell aus Plastik kann uns diese Sehnsucht erfüllen. So lange wir den Schirm selber halten können, ist alles gut, doch, was ist wenn wir das mal nicht können? Zu schwach, zu sensibel, zu zerbrechlich sind? Wer hält uns dann den Schirm, wer breitet seinen Schirm über uns auf und hilft uns durch den Sturm zu kommen. Gewiss findet sich da jemand! Gewiss! Und ehe du dich versiehst forderst du von deinem Schirmträger immer und immer wieder das Gefühl des Schutzes ein. Es macht dich sicher, es macht dich froh zu wissen: Da ist einer der nimmt den Schirm in die Hand und spannt mir meine Sicherheit auf. Und wenn das Plätschern zu Ende ist, schiebst du den Träger zur Seite, Schutz brauchst du nur an den dunklen Tagen. Für einen kurzen Augenblick guckst du der Sonne entgegen und fühlst dich so kraftvoll wie nie, die Unsicherheit ist vergessen, die Angst aufgefressen. Die Abhängigkeit lässt sich aber nicht so einfach abstreifen. Abhängigkeit bleibt solange, solange der Tau noch frisch ist.

Wenn es regnet ist immer nur für einen Platz unterm Regenschirm.
Der Verlierer bleibt meist im Nassen stehen.
 Du hast zuviel verlangt von deinem alten, stark gebrauchten Regenschirm mit dem blau lackierten Griff. Der kräftige Windstoß reichte ihm nicht, er braucht Zeit zum durchatmen.

 I´m singing in the rain, just singing in the rain…mehr wollte ich doch gar nicht. Nicht mehr, als man von mir verlangt.


That´s all!

 Euer Luckenbill

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