Samstag, 14. Juni 2014

Ich geh mal Leben spritzen...!


Ein Anruf, ein Termin, ein Hauch Überwindung. Der Schönheit wegen wird gespritzt was das Zeug hält. Manch durchschnittlicher Arzt wurde dadurch zum Millionär und freut sich über jede neue Kundin, die mit nett gefülltem Portemonnaie durch ihre Sonnenbrille lächelt und den lieben Onkel Doktor kniend anfleht: Mehr Doktorchen, spritz mehr.
Das Alter spielt dabei nur noch eine untergeordnete Rolle, es ist nicht mehr das Privileg der hiesigen Society Ladys mit den Schlauchboot-Lippen.
Nein, auch Jenny-Lara um die Ecke kann sich botoxen, wenn sie brav das Sparschwein in Ruhe lässt.
Ein Fältchen hier, ein Fältchen da. Von der Notwendigkeit mal abgesehen, die 14-jährige Jenny-Lara könnte es auch einfach sein lassen. Ihr  Jugendschwarm, Dennis-Justin schwängert sie auch mit ner Falte in der Fresse und lässt sie sitzen. Gut, sind wir nicht so, gönnen wir ihr jetzt den Spaß. Später mit Hartz 4 ist die Antragsdauer für Botox-Zuschuss unerträglich lang. 


Ach, wie herrlich einfach ist doch das Leben. Was nicht ins Spiegelbild reinpasst wird glatt gebügelt.
Wow, ich meine dann bekomme ich für den ganzen anderen Kram auch eine Spritze. So für die enttäuschte Liebe, erdrückende Sorgen, oder die Ängste und Nöte, vielleicht auch gegen Verluste und unerreichbare Ziele.
Wie heißt denn der Arzt, bei dem ich diese schnelle Hilfe aus der gläsernen Ampulle beziehen kann?
Moment, ich brauch erst Zettel und Stift. So, jetzt, schieß los...
Bitte wer? Herr Dr. Leben? Herr Dr. Leben!
Und der Typ hat all die Lösungen im Medizinkästchen, so ganz ohne Rezept. Cash auf Kralle und er fängt an zu spritzen? Hammer.
Bitteschön wo finde ich Dr. Leben? Wie am Ende meines Lebens? Ich will den aber jetzt aufsuchen, hör mal, wenn dass so einfach ist durchs Leben zu kommen wart ich doch nicht bis auf´s Ende.
Tja, die wahre Schönheit liegt im Leben selbst verborgen, oft hinterlässt es Spuren. Sichtbare Spuren, die einfach dazugehören. Diese wollen wir aber nicht sehen, weil sie uns erinnern, an harte Zeiten und verzweifelte Momente. Gezeichnet zu sein beweist aber der Umwelt, dass man gelebt hat.
Nicht zu feige war und nicht jede Unannehmlichkeit gleich weggespritzt hat. Sich auseinandersetzen mit den Spuren der Zeit, ist ein Auseinandersetzen mit dir selbst. Jede Pore, all die tiefen Gräben unter deinen müden Augen, die Mimikfalten vom vielen denken sind Zeugnis dass du nichts unversucht gelassen hast, um zu leben.

Doch die Oberflächlichkeit säuselt sanft: 
„Man könnte aber auch da oben rechts an der Stirn ein wenig wegspritzen.“
 „Ja? Oh my god Darling wenn du das sagst.“
„Ja, ganz eindeutig! Warum denn auch nicht... 
...Schauuuuu, wie süß, dein Chihuahua Schnurzel-Schneuzchen schaut so traurig aus seiner Louis Vouitton Hundetasche, der will bestimmt das selbe machen wie sein Frauchen.

„Wuff-wuff...und danach Nägel lackieren, Mamiiiii...!“

That´s all!

Euer Luckenbill


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