Montag, 21. Juli 2014

Wenn es keine zweite Chance gibt...!



Der zweite Blick, die zweite Chance, der zweite Platz.
Die angemessene Position eines Menschen, der Chancen mit einer Dampfwalze überfährt, der sich ertappt bei seinen kalten Gefühlen, der keinen Raum für Sehnsucht hat. Chancen sind nur leider kein Karussell. Ich kann mich nicht hineinsetzen und wieder beliebig aussteigen, wieder hinsetzen und wieder und wieder, ja, immer wieder auf´s neue mich dafür oder dagegen entscheiden.


Nur das Karussell schmunzelt verlegen, es dreht sich weiter, das Leben geht weiter und die nächste Chance wartet an der übernächsten Ecke.
Weiter gehen, so heißt also die Devise? Doch, wie soll ich weiter machen, wenn das Vertun dieser einen Chance mir, mit jedem Gedanken an dich nachweint?
Ich habe einen Fehler gemacht, ich war mir meiner Liebe zu dir nicht bewusst. Ich liebe das Leben, ich liebe die Freiheit, doch, liebe ich mich selbst des vollen Wertes? Nein, ich habe die Chance getreten, ich habe dich am Nacken gepackt, dir das Vertrauen rausgeschnitten, mein Abgang war tadellos. Ich fühlte mich in der Verwirrung doch als Sieger, das Rückgrat aufrecht gebogen, die Bruchstellen versiegelt. Meine Finger in heißes Wachs getaucht und den Schmerz hinunter geschluckt, die Tränen auf Halbmast. Doch die Zeit ist das größte Dreckstück, sie ist wie eine Endlosschleife der Selbstzweifel. Sie zeigt mir in kleinen, zerbrochen Fragmenten mein Spiegelbild. Anstatt meine Wunden zu trösten, drückt sie die feinen Glasscherben immer tiefer in das stumpfe Fleisch.
Du warst für mich das reine Glück, zu leugnen wäre wie beichten ohne Reue. Noch einmal, nur noch ein einziges Mal möchte ich in deine tiefen Augen schauen, deine Haarsträhne zur Seite streicheln und dich wissen lassen, wie gut du mir tatest. Ich möchte die Gegenwart deines Herzschlags konservieren, dich umarmen und aus dem Fragezeichen einen Punkt machen.
Zeit, du widerst mich an.
Ich will es rückgängig machen.Ich kann es nun besser. Ich habe gelernt. Ich kann sein was ich werden soll.

Tief atme ich den keuchen Wind der Karussellfahrt ein, die Achse dreht sich und Verachtung macht sich breit. Ich lehne mich zurück und schließe fest die Augen. Ein Karussell ist die Keimzelle einer schamlosen Selbstverlogenheit, die Fahrt neigt sich dem Ende. Ich steige aus und kotze den Biss vom Apfel aus. Ja genau, ich kotze ihn aus und spüre mich mehr am Leben. Die verzerrte Karussellmelodie lacht leise über mich. Das Rummelpack sieht mich auf dem Boden kriechen und zeigt mit den Fingern auf mich. Die bunten Lichter schreien grell. Ich stolpere und lande im Dreck. In einer öligen Pfütze sehe ich die Farben des Regenbogens. „Da steht am Ende ein Topf voller Zuversicht“..., gesteht mir der Moment.
„Das ist aber ein langer Weg“, flüstert mir ein Kind ins Ohr.
Rote Lackschuhe, lockiges Haar und den Mund verschmiert mit Schokolade, sehe ich meine Vergangenheit vor mir.
Und ich frage mich, wo hab ich bloß des Sinnes Wertigkeit verloren. Ich hatte alles und doch war ich ein Nichts. Was verfahren ist, bleibt endgültig. 

Ich muss dich vergessen, dass ist meine Chance...rede ich mir ein. Mein Blick richtet sich der Blauen Stunde entgegen und ich gebe dem kleinen Jungen mein Ticket für die nächste Karussellfahrt. Er drückt es fest wie einen Schatz an sich und seine Wangen glühen vor Begeisterung...“Bonne chance, mon petit!“

That´s all!

Luckenbill

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