Ein Tag wie jeder andere. Heute regnet es.
Es regnet eigentlich oft, zumindest in meiner Welt. Schutz bietet mir mein
Schirm, ein wenig alt, ein Hauch von stark gebraucht, blau lackierter Griff aber immer noch dicht.
Wie selbstverständliche spanne ich meinen
treuen Schirm auf und laufe den vom Regen dampfende Weg entlang, ein Windstoß
macht es mir mühsam, ich muss den Schirm krampfhaft festhalten. Der Widerstand
ist kraftvoll. Er und ich, wir schaffen das schon, irgendwie. Was wäre ich nur
ohne meinen Schirm. Die Massen von kaltem Nass werden langsam weniger.
Plötzlich hört es ganz auf zu regnen. Vögel zwitschern wieder und die Sonne
blinzelt durch die tropfenden Blätter der Bäume. In den Pfützen
spiegelt sich die Welt von oben. Gelangweilte Kinder mit quietsch-bunten
Gummistiefeln springen auf die Straße und erfreuen sich am Regenbogen, der wie
aus dem Nichts seine volle Pracht entfaltet. Nach Regen kommt Sonne, nach Sonne
kommt die Nacht.
Doch nicht immer ist Regen gleich
verbunden mit plätschernden Wasserergüssen, manchmal kann Regen auch einfach
nur leise und wie Parfum aus dem Flakon sein. Der erste Griff ist
dennoch nach einem Schirm. Schutz! Wir suchen Schutz. Wir brauchen Schutz. Und
in einem Moment des Regens können wir ohne Hemmungen diese Anforderung ans
Leben stellen, beschützt zu werden. Schon ein simples Modell aus Plastik kann
uns diese Sehnsucht erfüllen. So lange wir den Schirm selber halten können, ist
alles gut, doch, was ist wenn wir das mal nicht können? Zu schwach, zu
sensibel, zu zerbrechlich sind? Wer hält uns dann den Schirm, wer breitet
seinen Schirm über uns auf und hilft uns durch den Sturm zu kommen. Gewiss
findet sich da jemand! Gewiss! Und ehe du dich versiehst forderst du von deinem
Schirmträger immer und immer wieder das Gefühl des Schutzes ein. Es macht dich
sicher, es macht dich froh zu wissen: Da ist einer der nimmt den Schirm in die
Hand und spannt mir meine Sicherheit auf. Und wenn das Plätschern zu Ende ist,
schiebst du den Träger zur Seite, Schutz brauchst du nur an den dunklen Tagen.
Für einen kurzen Augenblick guckst du der Sonne entgegen und fühlst dich so
kraftvoll wie nie, die Unsicherheit ist vergessen, die Angst aufgefressen. Die
Abhängigkeit lässt sich aber nicht so einfach abstreifen. Abhängigkeit bleibt
solange, solange der Tau noch frisch ist.
Wenn es regnet ist immer nur für einen
Platz unterm Regenschirm.
Der Verlierer bleibt meist im Nassen
stehen.
Du
hast zuviel verlangt von deinem alten, stark gebrauchten Regenschirm mit dem
blau lackierten Griff. Der kräftige Windstoß reichte ihm nicht, er braucht Zeit
zum durchatmen.
I´m singing in the rain, just singing in
the rain…mehr wollte ich doch gar nicht. Nicht mehr, als man von mir verlangt.
That´s all!
Euer Luckenbill
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