Alleine das ich die Abkürzung „ne“ für das eigentlich
korrekte Wort „eine“ benutze, kostet mich schon Überwindung. Aber leider
spiegelt dieses „ne“ ein ganz bestimmtes Lebensgefühl wieder. So ähnlich wie
das französische „savoir vivre“ vermittelt „ne“ eine gewisse Lässigkeit und
Unbeschwertheit. Und mal Hand auf´s pochende Herzchen: Wann warst du das letzte
mal so richtig unbekümmert und frei? (Die Komasauf-Aktionen zählen nicht dazu
und nein, auch nicht das familiengeplagte Weihnachten und nein, auch nicht der
Spaziergang mit dem Hund und nein, auch nicht dein Knoppers um halb zehn in
Deutschland!)
Dachte ich es mir doch, dieses Gefühl ist bei dir schon
Jahrtausende her. Doch woran liegt das? Zuviel Karrierestress? Zuviel Sorgen um
den Alltag? Zu viele Mutterpflichten? Zuviel ungesunder Fremdegoismus? Die
Ursache kannst nur du wissen, aber auch gleichzeitig überlegen, ob du so weiter
machen willst. >>Ich bin mal grad mit mir beschäftigt!<<...klingt
das eigennützig-zickig oder realistisch-selbsteinschätzend? Ich wähle Variante
zwei, warum auch nicht, was bitte ist verkehrt daran, sich auch mal nur mit sich zu
beschäftigen. Moderner Grund dagegen: Ich habe nicht innerhalb weniger Minuten
auf deine Whatsapp-Nachricht geantwortet. Alarmstufe Rot! Fremde Stimme: „Die
zwei Häkchen bedeuten aber du hast es gelesen. Und nun antworte du Drecksack!
Du musst mir zuhören, ich habe tiefsitzende Probleme und nur dir kann ich sie
erzählen und nur dich kann ich damit belasten“ Tja, aber der Drecksack ist gerade mit sich beschäftigt und hat no time für deinen Seelenmüll. Such die ne
andere Sickergrube, ich mach dann mal ne Pause. Mach du doch auch mal ne
Pause! Ne Pause vom Alltag, ne Pause von deinen Gedanken um Sorgen und Nöte.
Mach doch mal ne Pause von deinem Zuhause und deiner gewohnten Umgebung. So ne
gute Pause von deinem Spiegelbild. Oder mach mal ne Pause von deiner Familie.
Mach doch mal ne Pause von deinem Chef und deinen hinterhältigen Kollegen. Mach
doch mal ne Pause von der Supermarkt-Kassiererin. Du kannst auch mal ne Pause
von dem ewig gleichen Trott machen und anstatt Müsli, dir auch mal ne Bratwurst
reinziehn. Du, ja du, mach doch mal ne Pause von dir selber. Mach doch mal ne
Pause von deinem eingefahrenen Denkmechanismus. Mach ne Pause von deiner
Aufopferungslust. Mach doch mal so ne richtige Pause von deinem beschissenen Abendgebet,
das eh keiner hören will. Ne Pause von deiner langweiligen Jacke und ne Pause
von dem Topfschnitt auf deinem Kopf. Ja, du könntest mal ne Pause machen, so
ganz einfach ne Pause vom einseitigen lieben der anderen. Früher, da ging das
auch zwischendurch, einfach mal ne Pause und durchatmen. Mach mal ne Pause von deiner Hetzjagd gegen die Zeit.
Fremde Stimme: „Wer rastet der rostet, du Drecksack...und jetzt antworte auf
meine Whatsapp-Nachricht!“ Ja und, dann roste ich halt mal! Mach doch mal ne
Pause von deinem Hang zum Perfektionismus. Mach doch mal, ja, mach doch mal so
ne Pause von deiner Anerkennungssucht. Ne Pause, so ne richtige Pause, das ist
es was du brauchst.
That´s all!
Euer Luckenbill
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