Es war so schön, zu schön um wahr zu sein. Die Stunden
vergingen im Flug und der Abschied nahte unweigerlich. So fest man sich hält,
die Vernunft trennt, was dem Zeitpunkt ein Opfer schuldig ist. Du ziehst dich
an und versuchst die Sekunden rauszufordern, den Kampf verlierst du. Jeden
Augenaufschlag verteidigst du mit dem Bewusstsein der Angst. Angst das es sich
nicht für die Ewigkeit konservieren lässt. Angst das dieses Gefühl einmal
vorbei geht. Angst das du die Erlebnisse in den letzten Stunden vergisst, dass
sie sich in deinem Kopf auflösen und du nur noch eine leere Leinwand vor dir
hast. Die letzten Minuten sind leise, die letzte Umarmung ist zärtlich.
Sie lässt sich nicht aufhalten, die Zukunft ist ein
rastloses Kind. Dir bleibt sich ihr zu fügen. Du verlässt den Raum, die Tür
bleibt ein gutes Stück weit offen. Der Aufzug ist parallel zur Zimmertür. Ihr schaut euch in die Augen und wisst das es ein Abschied für länger ist. Die
Gedanken spielen Salto und du, du bist kurz davor dein Leben in Frage zu
stellen. Alles was dir vorher wichtig und bedeutsam war verliert an Kraft, wenn
du in diese Augen blickst. Du hörst das Rauschen des Aufzugs, er macht kein
Stop und wird gleich da sein um dich abzuholen. Du ringst mit dir, was soll ich
bloß tun. Ehe du die Situation klar überdenken konntest, macht es Biiiing und
die Aufzugtür schiebt sich nach rechts. Ihr haucht euch noch ein „Auf
Wiedersehen“ zu und einen Kuss, der durch die Luft an Wärme verliert. Nun
stehst du in dem verspiegelten Aufzug, verzweifelt, hilflos, alleine, ja schon
fast nackt. Es fehlt plötzlich ein Teil der doch gerade erst in dein Leben
eingestiegen war. Und dieser Teil ist oben, wahrscheinlich genauso
sinnesgeplagt wie du. Du bist eingestiegen, weil alles andere momentan nichts
bringt. Weil du dir denkst, dass sich alles schon finden wird. Im Prinzip
läufst du ab jetzt durch ein Zeitraffer und fühlst dich, als ob du Wasser im
Kopf hättest. Dumpf, und dabei sollst du dich doch freuen. Deine Freude ist
auch riesen groß, dein Verlangen aber auch und du verarbeitest die Momente der
Zweisamkeit. Es wird noch Tage dauern bis du begreifst was für eine Schönheit
in den kleinen Augenblicken verborgen liegt. Warum bin ich in den Aufzug
gestiegen? Diese Frage quält mich, was hätte ich für eine Möglichkeit gehabt
unsere Geschichte neu zu schreiben. Fünf Stockwerke habe ich meine Faust fest
in der Manteltasche versenkt, um nicht die Spiegel zu zerschlagen. Ich schaute
mir ins Gesicht und wusste das ich nicht die Macht habe über alles zu
entscheiden. Fünf Stockwerke hätte ich den Notknopf drücken können. Fünf
Stockwerke konnte ich nicht schlucken, mein Atem stockte. Im zweiten Stockwerk
hielt der Aufzug an, die Tür schob sich wieder nach rechts und vor mir stand
ein junges Paar das sich ertappt fühlte in ihrem knisternden Verhältnis. Wir
waren still und schweigten, ich war dankbar für die Ruhe.
Der Aufzug hatte
seinen Dienst für uns erledigt. Wir stiegen aus und ich lief hinter dem
Pärchen. Ich hörte wieder nur das Rauschen der Aufzugstür. Er musste wieder ran
und schnell zur Verfügung stehen.
Zumindest hatte ich die Gewissheit, dass meine Gedanken wieder nach oben fuhren
und das tröstete mich. Sie gingen zurück an den Ort, an dem ich glücklich war.
That´s all!
Euer Luckenbill
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