Montag, 3. März 2014

Der Aufzug kam zu früh…!

Es war so schön, zu schön um wahr zu sein. Die Stunden vergingen im Flug und der Abschied nahte unweigerlich. So fest man sich hält, die Vernunft trennt, was dem Zeitpunkt ein Opfer schuldig ist. Du ziehst dich an und versuchst die Sekunden rauszufordern, den Kampf verlierst du. Jeden Augenaufschlag verteidigst du mit dem Bewusstsein der Angst. Angst das es sich nicht für die Ewigkeit konservieren lässt. Angst das dieses Gefühl einmal vorbei geht. Angst das du die Erlebnisse in den letzten Stunden vergisst, dass sie sich in deinem Kopf auflösen und du nur noch eine leere Leinwand vor dir hast. Die letzten Minuten sind leise, die letzte Umarmung ist zärtlich.


 Sie lässt sich nicht aufhalten, die Zukunft ist ein rastloses Kind. Dir bleibt sich ihr zu fügen. Du verlässt den Raum, die Tür bleibt ein gutes Stück weit offen. Der Aufzug ist parallel zur Zimmertür. Ihr schaut euch in die Augen und wisst das es ein Abschied für länger ist. Die Gedanken spielen Salto und du, du bist kurz davor dein Leben in Frage zu stellen. Alles was dir vorher wichtig und bedeutsam war verliert an Kraft, wenn du in diese Augen blickst. Du hörst das Rauschen des Aufzugs, er macht kein Stop und wird gleich da sein um dich abzuholen. Du ringst mit dir, was soll ich bloß tun. Ehe du die Situation klar überdenken konntest, macht es Biiiing und die Aufzugtür schiebt sich nach rechts. Ihr haucht euch noch ein „Auf Wiedersehen“ zu und einen Kuss, der durch die Luft an Wärme verliert. Nun stehst du in dem verspiegelten Aufzug, verzweifelt, hilflos, alleine, ja schon fast nackt. Es fehlt plötzlich ein Teil der doch gerade erst in dein Leben eingestiegen war. Und dieser Teil ist oben, wahrscheinlich genauso sinnesgeplagt wie du. Du bist eingestiegen, weil alles andere momentan nichts bringt. Weil du dir denkst, dass sich alles schon finden wird. Im Prinzip läufst du ab jetzt durch ein Zeitraffer und fühlst dich, als ob du Wasser im Kopf hättest. Dumpf, und dabei sollst du dich doch freuen. Deine Freude ist auch riesen groß, dein Verlangen aber auch und du verarbeitest die Momente der Zweisamkeit. Es wird noch Tage dauern bis du begreifst was für eine Schönheit in den kleinen Augenblicken verborgen liegt. Warum bin ich in den Aufzug gestiegen? Diese Frage quält mich, was hätte ich für eine Möglichkeit gehabt unsere Geschichte neu zu schreiben. Fünf Stockwerke habe ich meine Faust fest in der Manteltasche versenkt, um nicht die Spiegel zu zerschlagen. Ich schaute mir ins Gesicht und wusste das ich nicht die Macht habe über alles zu entscheiden. Fünf Stockwerke hätte ich den Notknopf drücken können. Fünf Stockwerke konnte ich nicht schlucken, mein Atem stockte. Im zweiten Stockwerk hielt der Aufzug an, die Tür schob sich wieder nach rechts und vor mir stand ein junges Paar das sich ertappt fühlte in ihrem knisternden Verhältnis. Wir waren still und schweigten, ich war dankbar für die Ruhe. 

Der Aufzug hatte seinen Dienst für uns erledigt. Wir stiegen aus und ich lief hinter dem Pärchen. Ich hörte wieder nur das Rauschen der Aufzugstür. Er musste wieder ran und  schnell zur Verfügung stehen. Zumindest hatte ich die Gewissheit, dass meine Gedanken wieder nach oben fuhren und das tröstete mich. Sie gingen zurück an den Ort, an dem ich glücklich war. 

 
That´s all!

 Euer Luckenbill

 

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