Wer kennt sie nicht, die langatmigen
Smalltalks bei denen man sich wie eine eingeschlafene Gurke im Salzwasser
vorkommt und krampfhaft versucht, loszukommen. Der Gesprächspartner hat dich
allerdings fest im Griff und hat die hohe Kunst der Konversation so
perfektioniert, dass du ihm vor lauter Höflichkeit ein Teil deiner kostbaren
Lebenszeit opferst. Ja, opferst! Allzu häufig verbirgt sich hinter falscher
Höflichkeit und ausgetauschten Nettigkeiten eine riesen Dummheit. Gut, man könnte
jetzt sagen das der liebe Herr Egoismus ohnehin das Diktat des Umgangs übernommen hat, aber um
ehrlich zu sein: Es stinkt mir gewaltig mich zunölen zu lassen!
Und dir? Nein, du bist entweder so gut
erzogen das du beschämt rot anläufst und eigentlich schon die Nummer von Mutti
wählst, oder dein Revolutionsgedanke dich hat starr und verklärt werden lassen.
Beidem fehlt die Leichtigkeit des Seins. Jemandem ins Gesicht zu blicken und zu
sagen was man denkt, ist doch in der Tat das größte Geschenk von Freiheit.
Leichtfüßig die Faust geballt und die Meinung kund tun, Karachooo...!
Den Kopf bewegst du nach rechts, nach
links, es knackt und du renkst dabei deine Nackenknochen zurecht. Stellvertretend für das
Rückrat, denn dass kann leicht in einer seichten Gesellschaft verrutschen. Und
nur du kannst, den Werkzeugkasten rauskramen und flicken was sich noch retten
lässt.
Gemeinsam sind wir weniger allein, die
Formel zu einem rauschenden Leben voller Freunde und besten Freunden und
Freunden von Freunden und Freunde die versuchen Freunde zu sein und Freunde
deren Freundschaft nur auf Geburtstagskarten existiert.
In der Kneipe um die Ecke da sitzen sie,
die, die Freunde mal hatten. Jetzt sitzen sie unter Gleichgesinnten, was fast
auf das selbe rauskommt. Doch, sind sie dabei alleine. Umrahmt von guten
Ratschlägen, nach Urin duftenden Weisheiten, vergilbten Wahrheiten und der
Einsicht zum totalitären Verfall, gepaart mit schlechtem Atem.
Verlässt du den Kreis eines Haufen
Seelenmülls, bist du natürlich mehr alleine als noch vor ein paar Minuten. Alleine,
aber erhabener. Alleine, aber unvoreingenommen zum Glück. Alleine, aber
dankbarer für den kleinen Augenblick im Leben. Alleine, aber doch reicher an
der Wertschätzung all deiner Erfahrung. Alleine, aber existenziell unabhängig.
Alleine, aber flexibler in der Meinungsbildung.
Zu oft und gequält von sozialen Netzwerken, sind wir mehr alleine als vorher. Alleine und eingegraben in einen Sumpf,
bestehend aus dem schönen Schein, klugen Sprüchen und Kommentaren, verschobenen
Weltbildern und der Erkenntnis: Früher war doch gar nicht so schlecht! Zumindest die Diskussionen konnten nicht per Knopfdruck gelöscht werden. Der
Austausch von Nettigkeiten war spitzzüngiger und es roch mehr nach klarem
Verstand.
Das Denkvermögen wird geprägt von zwei
blauen Häkchen und der Auswahl von Filtern. Will ich meine Welt nun sophisticated
in Schwarz/Weiß oder doch Schweinchenrosa?! Ein Klick zum Idealbild, zur
Verkörperung reinen Mitteilungsbedürfnis. Der Louis Vuitton Schal aus Thailand hübsch zurecht drapiert und möglichst das Siegerlächeln noch mal kurz
auf Toilette proben. Und schon kann es losgehen, die Nettigkeiten blinken im
Sekundentakt auf, Daumen wandern nach oben. Ein Feuerwerk der Begeisterung
bereitet deinem makellosen Auftritt einen Glanz von Überlegenheit.
Irgendwann, werden die Däumchen bluten und
der Weihrauch nur noch angewidert dir die Tränen trocken.
Viele Freunde sind
nur für die guten Tage. Eine Hand voll, für den Rest deines Lebens.
That´s all!
Luckenbill
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