Gut, diese Frage hätte uns wahrscheinlich Zarah Leander und
Beate Uhse in einem kernigen Doppelinterview, bei Champagner und Erdbeeren
bestens erläutern können. Meine Assistentin Ludmilla hat zu diesem Thema wieder
ihre eigene Auffassung und findet es grotesk, dass die Sünde nicht bereits zur
Weltreligion mutierte. Demletzt meinte sie zu mir: „Chef, nix gut, machen so
viele Gedanken über alles mögliche. Mach lieber Gedanken über Gehaltserhöhung.“
Vermessen, einfach vermessen! Wenn Ludmilla-Schnucki nicht täglich mein Büro,
eingehüllt in sündigster Modesünde betreten würde, könnte man sich den Punkt
Lohnerhöhung durchaus überlegen. Ich fasse zusammen: weiße Stiefel mit
Strassschnalle zu goldenem Kunstleder-Minirock, ein vor Synthetik stinkendes
Shirt mit Tigermuster in Bronze (Strumpfhose zufällig im gleichen Muster),
auftoupierte Walla-Walla-Mähne und rote, aufgeklebte Fingernägel der Marke
Extra-Long-Extra-Cheap. Und da will die Gute mehr Kohle?! Da kann ich höchstens
das Bundesverdienstkreuz einfordern, dass ich einem orientierungslosen
Bauerntrampel die Geheimnisse des guten Geschmacks antrainiere. Aber ich weiß
schon, diese Flausen setzt ihr dieser Skype-Lover aus Usbekistan ins Ohr. Diese
unscheinbare Speckbacke ist 30 Jahre älter als Ludmilla, wohnt noch bei Mama
und bringt lila Häkeldeckchen mit in die Ehe (selbst gefertigt im Therapiekurs
der anonymen Terroristen). Man fasst es nicht! Wenn ich dem aber mal in einer
Skype-Konferenz erzählen würde, dass sich mein Ludmilla-Wutzi im Schoße ihrer
Weiblichkeit George W. Bush kunstvoll einrasiert hat, wäre aber Schluss mit
Freundschaft! Gut, das Diskretion mein zweiter Vorname ist und wir nun nicht erörtern woher ich das weiß mit dem Schoß und dem Bush.
Wo fängt Sünde an und wo hört sie auf? Doch vor allem
welcher Grad bestimmt die Sünde und macht sie erst zur Sünde? Uns begegnen
täglich Verlockungen, gut getarnte Sünden. Lügen, morden, Hochmut, stehlen
oder Neid sind harte Sünden. Ein Stück Torte dagegen, eine kleine Sünde. Der
Schwiegermutter nicht zum Geburtstag gratulieren, die fatalste Sünde. So gesehen
kann ich alles zur Sünde erklären und so lasst uns mein Lieblingsspiel spielen:
ÜBERTREIBEN! Ich ernenne das Betreten von Räumen ohne eine riesige Vase voller
weißen Lilien, absofort als Sünde. Menschen, die eine Louis Vuitton Tasche
tragen, die nicht gefälscht ist, sind Sünder. U-Bahnen ohne
Starbucks-Zweigstellen sind von nun an, eine Sünde. Autofelgen ohne Nieten,
Sünde. Masturbation mit drei Fingern und ohne pink lackierten Daumen, eine
Sünde. Aufzüge ohne meditative Lichtinstallation, eine No-Go-Sünde. Eckiges
Toastbrot, Sünde. Meine Kolumne nicht lesen, eine Hardcore-Todsünde (Werbung in
eigener Sache ist aus journalistischer Sicht einfach nur Pfui!) Sünde ist
einfach das, was du draus machst. Ich glaube fest daran, Sünde fängt im Kopf an
und wird mit Vorgehensweisen verbunden, die einem nicht als anständig
erscheinen. Wenn man den Maßstab der Anständigkeit ansetzt, fallen
Schäferstündchen und Co. aber aus, wie schadeee. Habe ich aber Freude an etwas
kann es nie eine Sünde sein, höchsten den Versuch zu unterlassen die Freude zu
genießen.
Und so lasse ich mir nicht die Freude nehmen euch meine
aktuelle Sünde vorzustellen. Es ist der neue Duft No. 17 von meiner so sehr geliebten
Marke Rituals. Das Eau de Parfum wurde von dem bekannten Parfümeur Vincent Schaller
kreiert und erinnert an das traditionelle Kölnisch Wasser. Revolutioniert durch
die gehaltvollen Noten aus zitrusfruchtigem Vetiver und erfrischender
Bergamotte, entstand ein sündig-eleganter und moderner Klassiker, den Mann sich
ab August gönnen darf.
Wenn es nach mir geht, sündigt was das Zeug hält, „die
Apokalypse kommt so oder so“,...meinte Ludmilla´s 90-järige Stiefgroßmutter.
That´s all!
Euer Luckenbill
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