Wenn die Wahrheit zuschlägt wie eine geballte Faust mitten
auf die Birne, knapp am Nasenknochen vorbei, dann weißt du irgendwas lief
schief. Du kannst die Wahrheit aber natürlich auch verklären wie eine gute
Consommé, abschmecken mit Cognac und leicht nachsalzen. Dennoch wird sie den
bitteren Beigeschmack nie verlieren. Die echte, die reine Wahrheit ist hart und
ungeschminkt. Sie kommt unvorbereitet daher, ohne Ankündigung steht sie vor
dir. Man will sie eigentlich nicht reinlassen, sie ist wie ein ungebetener
Gast, so ein Verwandter dritten Grades der sich mal wieder mit halber Sippe in
die Betten reinzwängt. Besuch, so sagt man ist wie Fisch, er riecht nach dem
dritten Tag. Die Wahrheit stinkt schon von weitem. Sie stinkt nach so viel Ehrlichkeit
und sinnt sich nach einem kühnen, nassen Kuss.
Meist ist die Wahrheit aber nicht Miss Barmherzig, sie hat
nicht die Aufgabe tolerant auf dich zu zugehen, es ist ihr egal wie du es
auffasst, kapier es oder bring dich um. Der Wahrheit bist du im Prinzip egal. Sie
erfüllt nur ihren widerlichen Job und öffnet im besten Fall dir die Augen.
Große, kugelrunde Augen sperren weit die Pupillen bis hinter die Hornhaut auf
und lassen in dir eine Welt zusammenbrechen. Auf den Punkt gebracht ist die
Wahrheit ein Arschloch. Die Wahrheit sieht nicht gut aus und rülpst dir ins Ohr. Das beste daran ist, sie merkt gar nicht das man auf sie locker
verzichten könnte. Wahrheiten sind wie Pickel am Allerwertesten,
eitrig-entzündete Geschwüre die man nur im stehen ertragen kann. Nachteil bei
der Wahrheit, meistens sollte man sich setzen. Wenn soviel Zeit verbleibt!
Schlucken tut man sie, die ersten Sätze und kommt ins taumeln, bewegt
sich wie in einer Manege voller wilder Tiere. Die Blicke sind auf dich
gerichtet, du fühlst dich nackt. Die Wahrheit reißt dir jeden Fetzen vom Leib
und schubst deine Scham auf die Bühne. Der Vorhang fällt dir wie Schuppen von
den Augen. Der Hauptdarsteller in der Wahrheit bist du, die Nebenrollen
besetzten die Erfahrungen. Das ist eine herbe Erfahrung, erkennen zu müssen was
passiert ist. Wie hab ich mich doch schön verliebt in die Seifenblase. So
herrlich funkelte sie im Sommerlicht, flog davon in weite Ferne. Zerplatzen sah
nicht ich sie, das tat ein anderer. Wer früh erkennt ist schneller schlau. Die
Wahrheit, die Wahrheit ist so schlicht, sie verpufft in der Zukunft. Zukunft,
ja künftig werd ich´s besser machen. „Versprech nicht zuviel“, erwiderte die
Wahrheit...
Alles hat seinen Sinn, seine Bestimmung, seine Berufung in
der Vollendung. Aber bevor ich vollende muss ich erstmal durch den Wald der
Wahrheiten hindurch. Mal klatscht mir ein Ast ins Gesicht, manchmal finde ich
eine süße Frucht und hüpfe heiter in das Ziel. Dabei summ ich: Je ne regrette
rien.
That´s all!
Euer Luckenbill
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